##ShortTitle: Belarussische Schriftsteller ##LongTitle: Belarussische Schriftsteller ##FrontpageTitle: Belarussische Schriftsteller ##ExpandArticle: true ##Type: enc ##TitleNote: ням. ##ArticleLang: de ##HTMLDescription_BEGIN Створана на падставе:
Weißrussische Anthologie: Ein Lesebuch zur weißrussischen Literatur (mit deutschen Überzetzungen). München: Verlag Otto Sagner, 1983. ISBN 3-87690-252-5
Укладальнік: Ferdinand Neureiter
##HTMLDescription_END @

Dunin-Marcinkievič Vincent (Дунін-Марцінкевіч Вінцэнт), geb. 1807 auf dem Gut Paniuškavičy im Bezirk Babrujsk, gest. 1884.

Dunin-Marcinkievič entstammte dem belarussischen Adel. Nach Beendigung der Mittelschule in Babrujsk studierte er von 1824-1827 Medizin, beendete jedoch das Studium nicht. Er arbeitete dann 13 Jahre lang als Beamter, bis er sich 1840 das kleine Landgut Lucynka bei Ivianiec im Bezirk Miensk kaufte. Dort blieb er bis zu seinem Tode, mit Ausnahme eines einjährigen Gefängnisaufenthalts 1864/65 nach der Erhebung von 1863.

Er verfaßte sentimental-didaktische Verserzählungen aus dem Landleben wie "Hapon" (1855), "Viečarnicy" (Abendunterhaltungen, 1855), "Kupalle" (Sommersonnenwende, 1855), "Ščaroŭskija dažynki" (das Erntefest von Ščary, 1857) u.a. Hierin vertrat er den Standpunkt des liberalen Kleinadels und versuchte, das Verhältnis zwischen leibeigenen Bauern und Gutsbesitzern auf moralischethischer Grundlage zu vervollkommnen. In seinem Poem "Hapon" stellt er z.B. einen Bauernburschen dar, der es durch Gehorsam und Unterwürfigkeit sogar zum Offizier bringt; seine Verlobte genießt auf Grund derselben Charaktereigenschaften das volle Vertrauen des Gutshofes. Diese Idylle endet mit der Vermählung der Verliebten unter dem wohlwollenden Vorsitz der Gutsbesitzersgattin.

1846 veröffentlichte er sein Singspiel "Sielskaja idylija" (Ländliche Idylle) - bekannt auch unter dem Titel "Sialanka" (Idylle) -, das 1852 zu Musik von Moniuszko aufgeführt wurde. In der satirischen Komödie "Pinskaja šlachta" (Der Pinsker Adel), geschrieben 1866, schilderte er die Aufgeblasenheit und Streitsucht des Krautadels sowie die Korruption der zaristischen Gerichtsbeamten. Sein Stück "Zaloty" (Liebeswerben, 1870) zeigte das abstoßende Bild eines dörflichen Emporkömmlings. "Pinskaja šlachta" und "Zaloty" wurden erst lange nach seinem Tode 1918 gedruckt.

1859 übersetzte Dunin-Marcinkievič den "Pan Tadeusz" von Adam Mickiewicz ins Belarussische, doch wurde das Manuskript konfisziert. Es erhielten sich nur die ersten beiden Kapitel. @

Bahuševič Francišak (Багушэвіч Францішак), geb. 1840 auf dem Gut Svirany im Bezirk Wilna, gest. 1900. Er entstammte einer verarmten Adelsfamilie. 1861 beendete er die Mittelschule in Wilna und trat in die physikalisch-mathematische Fakultät der Petersburger Universität ein. Wegen Teilnahme an Studentenunruhen mußte er jedoch das Studium bald wieder quittieren und kehrte nach Hause zurück. Eine Zeitlang wirkte er dann als Dorfschullehrer in Dociški im Bezirk Lida. Bahuševič nahm am Aufstand von 1863 teil, wobei er am Bein verwundet und von einer belarussischen Bauernfamilie gesundgepflegt wurde. Er kehrte nach Wilna zurück, mußte aber 1865 in die Ukraine fliehen, um Verfolgungen als ehemaliger Aufständischer zu entgehen. Die nächsten drei Jahre studierte er Jus am Juridischen Lyzeum in Niežyn, das er 1868 beendete. Anschließend arbeitete er als Gerichtsbeamter in verschiedenen Städten der Ukraine und Rußlands. 1884 übersiedelte er wieder nach Wilna und wirkte dort als Rechtsanwalt. 1898 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen auf sein Gut Kušlany im Bezirk Ašmiany zurück, wo er auch starb. Bahuševič gilt als einer der Väter der neuen belarussischen Literatur und nationalen Bewegung. Seine Werke sind zum großen Teil verloren, da sie infolge des Druckverbots nur im Manuskript vorlagen. Außerhalb der Grenzen des damaligen Rußland erschienen zwei Gedichtsammlungen: "Dudka biełaruskaja" (Die belarussische Hirtenpfeife) 1891 unter dem Pseudonym Maciej Buračok in Krakau und "Smyk biełaruski" (Der belarussische Geigenbogen) 1894 unter dem Pseudonym Symon Reŭka z-pad Barysava angeblich in Posen. Im dichterischen Schaffen Bahuševič's, das eng mit dem Volkslied verbunden ist, herrscht Trauerstimmung vor, die aus dem Mitleid mit dem schweren Schicksal des Volkes stammt. Es mangelt aber auch nicht an scharfer Kritik am sorglosen und üppigen Leben des Adels. Bahuševič war der erste Vertreter des kritischen Realismus in der belarussischen Literatur. @

Łučyna Janka (Лучына Янка; richtig: Niesłuchoŭski Ivan), geb. 1851 in Miensk, gest. 1897.

1870-1871 studierte er an der mathematischen Fakultät der Petersburger Universität und beendete das Petersburger Technologische Institut 1876 mit einem Ingenieur-Diplom. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Tiflis als Eisenbahningenieur. Später kehrte er - gelähmt - nach Miensk zurück, wurde dann aber soweit geheilt, daß er mit Krücken gehen und bei der Bahn im technischen Büro arbeiten konnte.

Nebenbei war er Mitarbeiter der Zeitung "Minskij Listok" (Minsker Blatt) und des "Sieviero-Zapadnyj Kalendar'" (Nordwestlicher Kalender).

Er schrieb hauptsächlich Poesie, auch auf polnisch und russisch. Soziale und nationale Thematik, oft in allegorischer Form, melodiereicher Vers, lakonische Ausdrucksweise und Volkstümlichkeit der Sprache sind seiner Dichtung eigen. @

Hurynovič Adam Hilary (Гурыновіч Адам Гіляры), geb. 1869 auf dem Gut Kavalki im Bezirk Vilejka NW von Miensk, gest. 1894. Er entstammte einer verarmten Adelsfamilie.

Nach Beendigung des Wilnaer Realgymnasiums 1887 studierte er von 1887 bis 1893 am Petersburger Technologischen Institut. Dort nahm er zuerst als Mitglied, dann als Leiter einer geheimen Verbindung von Studenten aus Polen, Belarus und der Ukraine an der Verbreitung marxistischen Gedankenguts unter den Arbeitern und Bauern teil. 1893 wurde er verhaftet und in der Peter-Paul-Festung gefangengehalten. Aus Gesundheitsgründen freigelassen, wurde er unter Polizeiaufsicht nach Krystynopal im Bezirk von Śvianciany verschickt, wo er an schwarzen Blattern starb.

Er schrieb Gedichte in belarussischer, polnischer und russischer Sprache, worin er für die soziale und nationale Befreiung seines Volkes eintrat.

Zu seinen Lebzeiten erschien keines seiner Werke im Druck. @

Jadvihin Š. (Ядвігін Ш.; sprich "Scha" = Hedwigs Schwager, richtig: Lavicki Anton), geb. 1868 auf dem Gut Dobasna bei Rahačoŭ, O von Babrujsk, gest. 1922. Er war der Sohn eines verarmten Grundbesitzers. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Miensk studierte er in Moskau Medizin. Wegen Teilnahme an einer Studentendemonstration, wurde er 1890 ausgeschlossen und verhaftet. Nach seiner Freilassung legte er ein Pharmazie-Examen ab und kehrte in die Heimat zurück. In Radaškovičy, NW von Miensk, arbeitete er bis 1897 in einer Apotheke und widmete sich anschließend auf dem nahegelegenen Familiengut Karpiłaŭka der Landwirtschaft sowie literarischen Arbeiten. Zeitweise, so vor allem nach der Revolution von 1905, lebte er auch in Wilna, wo er die Literatur-Abteilung der Zeitschrift "Naša niva" (Unsere Flur) leitete. 1913 zog er nach Miensk und wurde technischer Redakteur der landwirtschaftlichen Zeitschrift "Sacha" (Hakenpflug) und der von Ciotka herausgegebenen Kinderzeitung "Łučynka" (Kienspänchen). Während des Ersten Weltkriegs organisierte er verschiedene Hilfskomitees für belarussische Flüchtlinge.

Den Bürgerkrieg verbrachte er auf seinem Gut. 1920 schloß er sich der Redaktion der Zeitschrift "Belarus" an, wo er Auszüge aus einem unvollendeten Roman "Zołata" (Gold) veröffentlichte, zog sich aber zu Ende des Jahres vor den Bolschewiken nach Wilna zurück. Schwer an Tuberkulose erkrankt, ging er noch zur Kur nach Zakopane, starb aber schon zwei Jahre später.

Jadvihin Š., einer der Begründer der modernen belarussischen Prosa, schrieb hauptsächlich Erzählungen humoristischen, allegorischen und sozial-psychologischen Charakters. Sie liegen gesammelt in den beiden Bänden "Biarozka" (Birke, 1912) und "Vasilki" (Kornblumen, 1914) vor. Seine Erzählungen zeichnen sich durch hervorragende Komposition aus und entbehren jeder unnötigen Weitschweifigkeit. @

Ciotka (Цётка; richtig: Paškievič Ałaiza), geb. 1876 in Pieščyn im Bezirk Lida, gest. 1916. Sie entstammte einer wohlhabenden Bauernfamilie. 1902 beendete sie ein Privatgymnasium in Wilna, besuchte dann 1902-1904 weiterbildende Kurse in Petersburg und arbeitete als Lehrerin. Nach dem Erwerb eines Abschlußdiploms kehrte sie 1904 nach Wilna zurück und stürzte sich gleich voll ins politische Leben: 1904/05 organisierte sie Arbeiter- und Frauenzirkel und trat bei öffentlichen Versammlungen als Rednerin auf. In der zweiten Hälfte des Jahres 1905 arbeitete sie am psychiatrischen Krankenhaus von Nova-Vilejka, wo sie im Zentrum der Arbeiterorganisation stand. Als 1906 die belarussische Zeitschrift "Naša dola" (Unser Schicksal) erschien, wurde sie gleich deren Mitarbeiterin. Wegen ihrer revolutionären Tätigkeit verfolgt, emigrierte sie noch im selben Jahr nach Galizien und wurde Hörerin an der philosophischen Fakultät der Universität Lemberg. Sie lebte dann bis 1909 in Zakopane und Krakau. Nach ihrer Heirat mit dem Ingenieur Kejrys, einem Litauer, kehrte sie 1911 unter ihrem neuen Namen in die Heimat zurück und wohnte teils in Miensk, wo sie 1914 eine Zeitschrift für die Jugend "Łučynka" (Kienspänchen) herausgab, und teils in Wilna. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs arbeitete sie als Krankenschwester in einem Frontlazarett. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Wilna 1915 widmete sich Ciotka intensiv der Einrichtung belarussischer Schulen, ohne aber auf ihre Tätigkeit unter der Wilnaer Arbeiterschaft zu vergessen. Im Januar 1916 wurde sie wegen einer Erkrankung ihres Vaters nach Hause geholt; nachdem sie ihn begraben hatte, erkrankte sie selbst an Typhus und starb Anfang Februar.

Ciotka schrieb Gedichte und Kurzgeschichten. Sie gab 1906 zwei Gedichtsammlungen "Chrest na svabodu" (Die Freiheitstaufe) und "Skrypka biełaruskaja" (Die belarussische Geige) sowie zwei belarussische Lesebücher für Kinder heraus.

Sie war die Sängerin der Revolution von 1905. In ihrer politischen Lyrik kämpfte sie für soziale Gerechtigkeit und stärkeres Nationalbewußtsein ihres Volkes. Von Bahuševič beeinflußt schilderte sie in ihren Werken aber auch die ärmliche, eintönige Landschaft, die Schönheit des belarussischen Mädchens, das Heimweh usw. @

Kupała Janka (Купала Янка; richtig: Łucevič Ivan), geb. 1882 in Viazynka im Bezirk Vilejka, gest. 1942. Er war der Sohn eines verarmten adligen Gutspächters. Durch das ständige Herumziehen seiner Eltern von Gut zu Gut war seine Ausbildung unvollständig, obwohl er 1898 ein Abschlußdiplom von einer Dorfschule bei Miensk erhielt. Nach dem Tode seines Vaters 1902 gab er die Landwirtschaft bald auf und brachte sich mit Gelegenheitsarbeiten, zuletzt bei verschiedenen Brauereien, durch. Unter dem Eindruck der Revolution veröffentlichte er 1905 sein erstes belarussisches Gedicht "Mužyk" (Der Bauer). 1908 erhielt er über Vermittlung von Freunden eine Stelle in einer privaten Bibliothek in Wilna und gab in diesem Jahr auch seine erste Gedichtsammlung mit dem Titel "Žalejka" (Schalmei) heraus, die ihm gleich den Namen eines Volksdichters eintrug. Die frühe Dichtung Kupałas war eng in Geist und Form mit dem Volkslied verbunden.

1909-1913 erweiterte er seine Bildung in Petersburg; es war dies eine besonders fruchtbare Epoche in seinem Leben. Sein Talent entwickelte sich rasch, neue Themen und neuer Formenreichtum fanden Eingang in seine Dichtung. Im dramatischen Poem "Son na kurhanie" (Traum auf dem Grabhügel, 1912) aktualisierte der Dichter eine alte Legende, um die Unabhängigkeit des Künstlers und seine Verbindung mit dem Volk zu unterstreichen. Die lyrische Idylle "Jana i ja" (Sie und ich, 1913) ist eine Hymne auf Arbeit, Eintracht und Liebe in der Familie. Kupała gelangte rasch zu hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Dramatik: In der Komödie "Paŭlinka" (1913) verspottet er den Hochmut des entnationalisierten belarussischen Adels, der für den Bauern, seine Bräuche und seine Sprache nur Verachtung übrig hat. In der Tragödie "Raskidanaje hniazdo" (Das zerstörte Nest, 1913) geht es um eine Bauernfamilie, die von einem Gutsbesitzer um Haus und Hof gebracht wird. Früh war Kupała schon zum Kreis um die Zeitschrift "Naša niva" (Unsere Flur) gestoßen, deren Redakteur er 1914-1915 wurde. 1916 wurde er zum Militär eingezogen und kehrte erst 1919 aus Smalensk nach Miensk zurück. Dort beteiligte er sich intensiv am Aufbau der Universität, des Belarussischen Kulturinstituts und Theaters. Die Revolution begrüßte er, hegte aber noch einige Jahre lang widersprechende Gefühle über die Bedeutung derselben für Belarus. Dieser Zwiespalt kommt in seiner Gedichtsammlung "Spadčyna" (Erbe, 1922) und in der Komödie "Tutejšyja" (Die Hiesigen, 1922) zum Ausdruck.

1930 wurde er von Stalin als bürgerlicher Nationalist verhaftet, doch rettete ihn sein Ruf vor einer Verurteilung. Damals versuchte er, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Nach seiner Freilassung bemühte er sich, bei der Themenwahl den geänderten Verhältnissen gerecht zu werden, doch ohne Erfolg. Den alten Kupała finden wir nur noch gelegentlich in gelungenen Übersetzungen. Er starb in Moskau unter mysteriösen Umständen, die einen - diesmal erfolgreichen - Selbstmord vermuten lassen. Sein dichterisches Schaffen umfaßte sämtliche Aspekte des belarussischen Lebens und gab den Aspirationen und Sehnsüchten des belarussischen Volkes beredten Ausdruck. Zur Erzielung der von ihm gewünschten Wirkung bediente er sich aller Stilmittel der Volksdichtung und Eloquenz: Vergleiche, Parallelen, Wiederholungen, Personifizierungen und Symbolik. Gefühlstiefe und Willenskraft wie auch - wo erforderlich - ein entsprechendes Pathos machten den Dichter zum Volkstribun. @

Kołas Jakub (Колас Якуб; richtig: Mickievič Kanstancin), geb. 1882 im Weiler Akinčycy bei Stoŭpcy, SW von Miensk, gest. 1956. Er war der Sohn eines Waldhüters.

1898 trat er in das Lehrerseminar von Niaśviž und arbeitete nach dessen Beendigung 1902 als Lehrer an verschiedenen Dorfschulen im Paleśsie-Gebiet. Er war von Anfang an Mitarbeiter der Zeitschriften "Naša dola" (Unser Schicksal), wo er 1906 sein erstes Gedicht abdruckte, und ihrer Nachfolgerin "Naša niva" (Unsere Flur). Im gleichen Jahr organisierte er einen belarussischen Lehrerkongress, der jedoch von der Polizei aufgelöst wurde; die Teilnehmer wurden aus dem Schuldienst entlassen, so daß Kołas bei seinem Bruder und in der Redaktion von "Naša niva" Zuflucht suchen mußte. 1908 kam sein Fall vor Gericht und er wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, die er 1908-1911 in Miensk absaß. Ab 1912 war er in Pinsk wieder als Lehrer tätig. Zu dieser Zeit kamen seine frühen Gedichte in der Sammlung "Pieśni-žalby" (Klagelieder, 1910) und seine ersten Erzählungen "Apaviadańni" (Erzählungen, 1912) und "Rodnyja źjavy" (Heimische Bilder, 1914) heraus. Als Dichter stand er unter dem Einfluß von Puschkin, Nekrasov und Schewtschenko, als Prosaiker unter dem Gogols, besonders in den Novellen aus dem Dorfleben, die voller Witz, Humor und leichter Ironie sind.

Von 1915-1921 lebte er zuerst als Angehöriger der Armee, dann als Lehrer in Rußland. Nach Miensk zurückgekehrt, widmete er sich seiner Arbeit an der Universität, dem Belarussischen Kulturinstitut und seinen literarischen Vorhaben. Bereits im Gefängnis hatte er die Arbeit an seinem epischen Poem "Novaja Ziamla" (Neues Land, 1923) begonnen, das manchmal eine "Enzyklopädie des vorrevolutionären belarussischen Dorfes" genannt wird. Das nächste Epos "Symon-Muzyka" (Simon der Musiker, 1925) war sein künstlerisches Manifest: Der Künstler muß unabhängig bleiben, aber treu dem Volk und der Wahrheit.

Der Revolution stand er mit gemischten Gefühlen gegenüber, in seinen damaligen Gedichten zeigten sich Unruhe und Pessimismus; Später schüttelte er seine Bedenken ab und bejahte den Kommunismus.

In der Romantrilogie "U paleskaj hlušy" (Im Dickicht von Polessien, 1923), "U hlybi Paleśsia" (In der Tiefe Polessiens, 1928) und "Na rostaniach" (Am Kreuzweg, 1954) führte er seinen Helden, einen Lehrer, auf den Weg zu aktiver Arbeit unter dem Volk und für das Volk. Die Handlung spielt zur Zeit der Geburt der belarussischen Intelligenz am Vorabend der Revolution von 1905. Die Szenen aus dem Schulleben, die Beschreibungen der degenerierten Beamtenschaft, die von echt belarussischem Humor nur so sprühenden Dialoge verleihen der Trilogie - besonders dem ersten Band - hohen künstlerischen Rang. Die autobiographischen Züge dieses Werkes sind unschwer zu erkennen.

In der Stalinzeit schrieb Kołas im Sinne des sozialistischen Realismus Gedichte, Erzählungen und auch ein Drama. Im Zweiten Weltkrieg, den er in Taschkent verbrachte, verfaßte er zahlreiche patriotische Gedichte und Epen, in denen er den Heldenmut der Roten Armee und der Partisanen besang. Gleichzeitig arbeitete er an einem monumentalen Epos "Chata rybaka" (Die Hütte des Fischers, 1947), das den Kampf des Volkes von West-Belarus um die Vereinigung mit Sowjet-Belarus schildert. Kołas ist neben Kupała die bedeutendste belarussische Schriftstellerpersönlichkeit. Aus unmittelbarer Beobachtung schildert er meisterhaft die Natur und das Volksleben, als feiner Psychologe gestaltet er individuelle Charaktertypen. In seinem umfangreichen, alle literarischen Gattungen umfassenden Werk spiegelt sich die Entwicklung seines Volkes von einer rechtlosen Bauernmasse zur selbstbewußten Nation. @

Bahdanovič Maksim (Багдановіч Максім), geb. 1891 in Miensk, gest. 1917.

Sein Vater, Lehrer von Beruf, war auch ein bekannter Ethnograph. Als Maksim noch ein kleines Kind war, übersiedelte die Familie nach Nižnij Novgorod, wo er die russische Schule besuchte. Angeregt durch seinen Vater, las er sehr viel und lernte als Gymnasiast belarussisch lesen und schreiben. Schon 1907 nahm er Verbindung zur Zeitschrift "Naša niva" (Unsere Flur) auf; 1909 erschien dort sein erstes Gedicht "Nad mahiłaj mužyka" (Am Grab des Bauern). Nach Beendigung von Jus-Studien in Jaroslavl 1911 besuchte er erstmals die ersehnte Heimat; der Monat, den er dort zubrachte, machte einen ungeheuren Eindruck auf ihn.

1913 gab er seine Gedichtsammlung "Vianok" (Kranz) heraus. Unter dem Einfluß der französischen Symbolisten herrschen in seiner Dichtung Motive der Wehmut und Einsamkeit vor - bedingt durch das schwere Schicksal des belarussischen Volkes, aber auch seines eigenen, litt er doch schon seit früher Jugend an Schwindsucht.

1916 kam er - bereits schwer krank - noch einmal in die Heimat und widmete den Rest seiner Kräfte der Arbeit im belarussischen Hilfskomitee für Kriegsopfer. Dem Drängen seiner Freunde nachgebend, fuhr er zur Kur nach Jalta, wo er kurz darauf starb. Bahdanovičs Beitrag zur belarussischen Literatur ist von einmaliger Bedeutung. Durch die Einführung zahlreicher klassischer Versmaße und seine eigene intellektuelle Vielseitigkeit gab er ihr einen neuen, europäischen Anstrich und hob sie weit über das bisherige, in der Tradition der Volksdichtung verhaftete Niveau. Fern der Heimat lebend, wurde er doch zu einem Pfeiler der belarussischen Wiedergeburt. @

Biadula Źmitrok (Бядуля Зьмітрок; richtig: Płaŭnik Samuił), geb. 1886 in Pasadziec im Bezirk Vilejka, gest. 1941. Er war der Sohn eines armen jüdischen Landpächters und Dorfhändlers. Vater und besonders Großvater wollten ihn zum Rabbi ausbilden lassen und schickten ihn daher in die jüdische Schule, wo er bis zu seinem fünfzehnten Lebensjahr blieb. Dann gab er die Schule auf und kehrte nach Hause zurück, wo er sich als Hauslehrer durchbrachte. Später half er dem Vater beim Holzhandel und als Flößer. 1909 fiel ihm durch Zufall ein Exemplar der Zeitschrift "Naša niva" (Unsere Flur) in die Hand, die ihn veranlaßte, nicht hebräisch oder russisch, sondern in der ihm von Jugend an vertrauten Sprache des einfachen Volkes zu schreiben. 1912 übersiedelte er nach Wilna und wurde ständiger Mitarbeiter von "Naša niva". Seine erste Prosaskizze war 1910 erschienen; 1913 gab er in Petersburg belarussische lyrische Novellen "Abrazki" (Bilder) heraus, in denen er Leben und Psyche der dörflichen Bevölkerung schilderte. Den Ersten Weltkrieg, Revolution und Bürgerkrieg erlebte er in Miensk. Nach deren Beendigung war er als Redakteur verschiedener belarussischer Zeitungen und Zeitschriften tätig. 1926 gehörte er zu den Begründern der Dichtervereinigung "Uzvyšša" (Höhe). Seine erste Veröffentlichung unter der Sowjetmacht war eine Gedichtsammlung "Pad rodnym niebam" (Unter heimatlichem Himmel, 1922); es folgten ein Novellenband "Na začarovanych honiach" (Auf verzauberten Gefilden, 1923) und weitere Sammlungen von Gedichten und Kurzprosa. Die romantisch-folkloristische Erzählung "Sałaviej" (Die Nachtigall, 1927) schildert den Kampf der belarussischen Bauern gegen ihre Herren zur Zeit der Leibeigenschaft; sie wurde schon 1937 verfilmt, zwei Jahre später zu einem Balett verarbeitet und nach dem Krieg dramatisiert. Sein umfangreicher Roman "Jazep Krušynski" (1928-1932) gilt nur in seinem ersten Teil als gelungen. Anfänglich stand Biadula dem Bolschewismus reserviert gegenüber, bekannte sich aber in der Stalinzeit zum sozialistischen Realismus. Sein letzter Roman "U drymučych lasach" (In undurchdringlichen Wäldern, 1939) trägt autobiographische Züge. Er starb auf der Flucht vor den Deutschen bei Uralsk. Biadulas Schaffen zeichnete sich anfänglich durch Romantik, Sentimentalität und Neigung zum Mystizismus aus, die später allerdings vom sozialistischen Realismus verdrängt wurden. @

Harun Aleś (Гарун Алесь; richtig: Prušynski Alaksandar), geb. 1887 in Miensk, gest. 1920. Sein Vater war Arbeiter.

1899 trat er in die Miensker Handwerksschule - Abteilung für Holzverarbeitung - ein, die er 1902 beendete. Anschließend arbeitete er als Tischler in Miensk; gleichzeitig erweiterte er seine Bildung als Autodidakt. 1904 trat er den Sozialrevolutionären bei und entwickelte eine rege nationale und soziale Tätigkeit, für die er 1907 verhaftet und nach Sibirien in die Verbannung geschickt wurde. Von dort aus sandte er seine Gedichte an "Naša niva" (Unsere Flur) nach Wilna. Im September 1917 kehrte er in die Heimat zurück, wo er sich gleich wieder in das nationale und politische Leben von Belarus einschaltete. 1918 erschienen seine gesammelten Gedichte unter dem Titel "Matčyn dar" (Das Geschenk der Mutter). In der Auseinandersetzung um die belarussische Unabhängigkeit setzte Harun auf Polen und verließ Miensk - an Typhus erkrankt - mit den sich zurückziehenden Einheiten Józef Piłsudskis. Er starb in Krakau.

Harun gehört zu den bedeutendsten vorrevolutionären belarussischen Lyrikern. Die Liebe zum Vaterland und zu seiner Muttersprache zieht sich wie ein roter Faden durch alle Gedichte. @

Hartny Ciška (Гартны Цішка; richtig: Žyłunovič Źmicier), geb. 1887 in Kapyl, NW von Słucak, gest. 1937. Er entstammte einer Bauernfamilie.

Ciška Hartny erlernte das Gerberhandwerk und schloß sich 1906 der Sozialdemokratischen Partei Rußlands an. Durch die Zeitschrift "Naša niva" (Unsere Flur) fand er zur belarussischen Literatur. Nach vierjähriger Wanderschaft durch Belarus, die Ukraine und Litauen kam Hartny 1912 nach Petersburg, wo er zuerst als Fräser in einem Großbetrieb und dann in einem belarussischen Verlag arbeitete. 1918 wurde er Mitglied der bolschewistischen Partei.

Am 1. Januar 1919 unterzeichnete er das Gründungsmanifest der Belarussischen Sowjetrepublik und war bis 03.02.1919 Chef der interimistischen Regierung dieser Republik. Später war er bei diversen Stäben der Roten Armee an der Süd- und Westfront eingesetzt. Nach Beendigung des Bürgerkriegs bekleidete er verantwortungsvolle Ämter in Miensk: So war er Direktor des Belarussischen Staatsverlags, Direktor des Staatsarchivs und Stellvertreter des Volkskommissars für Bildungswesen, weiters Redakteur bei der Tageszeitung "Savieckaja Biełaruś" (Sowjetbelarus) und der Literaturzeitschrift "Połymia" (Flamme). Seit ihrer Gründung im Jahre 1928 war er Mitglied der Belarussischen Akademie der Wissenschaften. 1931 wurde er als Nationalist aus der KP ausgeschlossen und 1937 verhaftet; kurz darauf starb er in einer Heilanstalt.

Seine schriftstellerische Laufbahn begann er 1908 in den Spalten von "Naša niva". In den Gedichtsammlungen "Pieśni" (Lieder, 1913) und "Pieśni pracy i zmahańnia" (Lieder der Arbeit und des Kampfes, 1922) und "Uračystaść" (Feierlichkeit, 1925) besang er die Arbeit und erschloß der belarussischen Literatur die Welt des Arbeiters. Seine Dichtung ist gekennzeichnet durch Schlichtheit, Ausdruckskraft und Dynamik. Außerdem schrieb er auch Prosa, so einen umfangreichen Roman "Soki caliny" (Säfte des Neulands, 1922-1932) und Erzählungen, die jedoch den Test der Zeit nicht bestanden und heute hölzern und unrealistisch wirken. Er ist auch der Autor einiger Theaterstücke. @

Alachnovič Francišak (Аляхновіч Францішак), geb. 1883 in Wilna, gest. 1944.

Sein Vater war Geiger beim Wilnaer Theaterorchester. Alachnovič besuchte zuerst das Gymnasium in Wilna und dann eine chemisch-technische Schule, doch wollte er Schauspieler werden. 1903 studierte er daher an der dramatischen Schule in Krakau und beendete 1904 seine Ausbildung in Warschau; anschließend zog er mit polnischen Theatergruppen durch die Lande. 1908 kehrte er nach Wilna zurück und arbeitete als Reporter bei verschiedenen Zeitungen. Gleichzeitig bemühte er sich zusammen mit Gleichgesinnten um die Errichtung eines belarussischen Theaters, dessen erste Vorstellung 1910 stattfand. Aus Furcht vor Repressionen wegen zarenfeindlicher Zeitungsartikel floh er damals nach Galizien und trat dort in verschiedenen Theatern als Schauspieler auf. 1913 kam er nach Wilna zurück, stellte sich der Polizei und wurde für seine alten politischen Sünden ein Jahr lang eingesperrt. Im Gefängnis schrieb er sein bekanntestes Stück, die Operette "Na Antokali" (In Antokol - eine Vorstadt von Wilna) aus dem Leben des Wilnaer Bürgertums. Materielle Not zwang ihn nach seiner Entlassung Schilder zu malen, in der Miliz zu dienen, Stromableser, Lehrer in einem Kinderhort und schließlich Feuerwehrmann zu werden. Als er von intensiver belarussischer Aktivität in Miensk hörte, machte er sich auf den Weg und langte nach acht Tagen Fußmarsch quer durch die Fronten dort an, wo er Theater spielte. 1919 war er wieder in Wilna und gab nach dem Einzug der polnischen Legionen die Zeitschrift "Biełaruskaje žyćcio" (Belarussisches Leben) heraus. 1926 wurde er mit dem Versprechen, belarussische Theaterarbeit leisten zu können, nach Miensk gelockt, doch schon einige Monate später verhaftet und zur Zwangsarbeit verschickt. 1933 gegen Branisłaŭ Taraškievič ausgetauscht, ließ er sich wieder in Wilna nieder. Seit Frühjahr 1942 redigierte er dort die belarussische Wochenschrift "Biełaruski hołas" (Die belarussische Stimme). Zwei Jahre später wurde er von einem sowjetischen Agenten ermordet. Alachnovič - ein vielseitig begabter Mensch - ist der Verfasser von ca. 20 belarussischen Theaterstücken. Leider wird er aus politischen Gründen im heutigen Belarus nicht gespielt. @

Svajak Kazimir (Сваяк Казімір; richtig: Stapovič Kanstancin), geb. 1890 in Barani im Gebiet von Śvianciany, NO von Wilna, gest. 1926.

Er absolvierte das katholische Priesterseminar in Wilna und wurde Geistlicher. Daneben war er seit 1913 publizistisch tätig, wobei er sich besonders dem Kampf gegen den Alkoholmißbrauch widmete. Im Jahre 1924 gab er eine Gedichtsammlung mit dem Titel "Maja lira" (Meine Leier) heraus. Außerdem schrieb er noch einige Theaterstücke sowie ein Tagebuch "Dzieja majoj myśli, serca i voli" (Tätigkeit meiner Gedanken, meines Herzens und Willens), das 1930 veröffentlicht wurde.

Seine Verse - oft religiösen Inhalts - sowie seine kurzen Impressionen in Prosa zeichnen sich durch starke Ausdruckskraft aus. @

Harecki Maksim (Гарэцкі Максім), geb. 1893 in Małaja Bahaćkaŭka im Gebiet von Mścisłaŭ, O von Mahileŭ, gest. 1939. Er entstammte einer Bauernfamilie.

1909 trat er in die landwirtschaftliche Fachschule in Horki ein, die er 1913 als Feldmesser beendete. Danach arbeitete er im Katasteramt von Wilna. Schon als Student wurde er mit "Naša niva" (Unsere Flur) bekannt und begann dort ab 1912 Erzählungen zu veröffentlichen. Seine erste Sammlung "Ruń" (Wintersaat) erschien 1914. Im selben Jahr noch wurde er eingezogen und an die ostpreußische Front geschickt. 1917 krankheitshalber demobilisiert, nahm er in Smalensk ein Studium der Archäologie auf. 1919 wurde er nach Miensk in die Redaktion der Zeitung "Zviezda" (Stern) berufen, mit der er kurz darauf nach Wilna übersiedelte. Die plötzliche Besetzung der Stadt durch die Polen hielt ihn vier Jahre dort fest; er unterrichtete am belarussischen Gymnasium und befand sich wegen der Herausgabe progressiver belarussischer Zeitschriften sogar längere Zeit in Haft. Nach Miensk zurückgekehrt, arbeitete er als Dozent an der Belarussischen Universität und am Belarussischen Kulturinstitut. 1930 wurde er verbannt und lebte bis 1935 in Viatka, dann bis 1937 als Lehrer bei Kaluga. Anschließend wurde er neuerlich verhaftet und starb zwei Jahre später.

Von seinen literarischen Arbeiten sind zu erwähnen: Der kurze Roman "Dźvie dušy" (Zwei Seelen, 1919), die dramatisierte Erzählung "Anton" (1919), die Novellensammlung "Dośvitki" (Morgendämmerung, 1926), eine tagebuchartige Abrechnung mit dem Ersten Weltkrieg "Na imperyjalistyčnaj vajne" (Im imperialistischen Krieg, 1926) und dramatische Skizzen "Čyrvonyja ružy" (Rote Rosen, 1926).

Harecki verfaßte auch zahlreiche literaturwissenschaftliche Arbeiten, so die erste Geschichte der belarussischen Literatur (Wilna 1920), eine Chrestomathie der belarussischen Literatur, ein russisch-belarussisches Wörterbuch und anderes. Harecki ist neben Jadvihin Š. und Kołas einer der Begründer der modernen belarussischen Prosaliteratur. Seine Werke zeichnen sich durch strenge Geschlossenheit und eine reiche Sprache aus. @

Čarot Michaś (Чарот Міхась; richtig: Kudzielka Michaś), geb. 1896 in Rudziensk bei Červień (früher: Ihumien), SO von Miensk, gest. 1938. Er war der Sohn armer Bauern.

Čarot beendete das Lehrerseminar in Maładečna und wurde 1917 zur Armee eingezogen. Im Bürgerkrieg kämpfte er auf Seiten der Roten und trat 1920 der kommunistischen Partei bei. Seit 1920 war er Mitarbeiter, und von 1925-1929 Redakteur, der Zeitschrift "Savieckaja Biełaruś" (Sowjetbelarus). Er war Initiator und Leiter der 1923 gegründeten Schriftstellervereinigung "Maładniak" (Junge Generation). 1927 besuchte er gemeinsam mit Hartny und Zarecki Deutschland, Frankreich und die Tschechoslowakei.

Er veröffentlichte Gedichte wie die Sammlungen "Zavirucha" (Schneesturm, 1922), "Soniečny pachod" (Sonnenzug, 1929), schrieb Epen wie sein Hauptwerk "Bosyja na vohniščy" (Die Barfüßigen auf der Brandstätte, 1921), in dem er Revolution und Bürgerkrieg in Belarus vom Standpunkt des Proletariats schildert, "Biełaruś łapciužnaja" (Belarus in Bastschuhen, 1924), "Lenin" (1924), "Maryna" (1924/25) und Erzählungen wie "Viesnachod" (Frühlingsbeginn, 1924). Auch Theaterstücke stammen aus seiner Feder. 1936 wurde er verhaftet und starb zwei Jahre später. Nach seiner Novelle "Śvinapas" (Der Schweinehirt) wurde 1926 der erste belarussische Spielfilm "Lasnaja byl" (Episode im Wald) gedreht.

Čarot, der Sänger der Oktoberrevolution, war im Grunde ein romantischer Rebell, der seine Gedichte "Lieder des Sturms" nannte, der alles Veraltete, Verzopfte hinwegfegen sollte. Voll jugendlicher Begeisterung und Optimismus pries er mit dem entsprechenden Pathos das neue Leben und die mit der Sowjetmacht verbundenen Hoffnungen. @

Krapiva Kandrat (Крапіва Кандрат; richtig: Atrachovič Kandrat), geb. 1896 in Nizok im Gebiet von Uzda, S von Miensk. Er entstammt einer Bauernfamilie.

Nachdem er 1914 die Lehrerausbildung abgeschlossen hatte, war er - abgesehen von einer zweieinhalbjährigen Unterbrechung während des Ersten Weltkriegs - bis 1920 als Dorfschullehrer tätig. Anschließend diente er bis 1923 in der Roten Armee und arbeitete dann wieder ein Jahr lang als Lehrer. 1925 übersiedelte er nach Miensk, wo er 1926-1930 Sprache und Literatur an der dortigen Universität studierte. Im Jahre 1926 gehörte er - nachdem er die Gruppe "Maładniak" (Junge Generation) verlassen hatte - zu den Begründern der Vereinigung "Uzvyšša" (Höhe). Er widmete sich der literarischen und publizistischen Arbeit. Während des Zweiten Weltkriegs war er an verschiedenen Frontzeitungen tätig. 1947 nahm er die Arbeit am sprachwissenschaftlichen Institut der Belarussischen Adademie der Wissenschaften auf, deren Vizepräsident er seit 1956 ist. Mit ihm als verantwortlichem Redakteur erschien 1962 ein umfangreiches belarussisch-russisches Wörterbuch, ebenfalls unter seiner Oberaufsicht kommt seit 1977 das auf fünf Bände konzipierte erklärende Wörterbuch der belarussischen Sprache heraus.

1922 begann seine literarische Karriere mit satirischen Fabeln und Gedichten, die in Sammlungen wie "Aścio" (Stachel, 1925), "Krapiva" (Brennessel, 1925) und "Bajki" (Fabeln, 1927) erschienen. In den dreißiger Jahren ging er zum sozialistischen Realismus über. In seinem Roman "Miadźviedzičy" (Das Dorf M., 1932) schildert er das Leben auf dem Dorf zur Zeit des Bürgerkriegs und des anschließenden Wiederaufbaus. Bedeutend ist er auch als Verfasser von Theaterstücken: Thema seiner Komödie "Chto śmiajecca apošnim" (Wer zuletzt lacht, 1939) ist die Demaskierung eines Hochstaplers, der eine wissenschaftliche Forschungsstätte leitet. Dieses Werk gilt als eines der besten belarussischen Stücke überhaupt. @

Čorny Kuźma (Чорны Кузьма; richtig: Ramanoŭski Mikałaj), geb. 1900 auf dem Gut Borki im Gebiet von Słucak, gest. 1944. Er war Sohn eines Landarbeiters.

1916 trat er in der Lehrerseminar von Niaśviž ein und besuchte dieses, bis es 1919 von den Polen geschlossen wurde. Anschließend übte er verschiedene Tätigkeiten aus, darunter auch die eines Lehrers, und begann 1923 das Studium an der literatur- und sprachwissenschaftlichen Abteilung der Pädagogischen Fakultät der Universität Miensk, die er zwei Jahre lang besuchte. Schon ab 1924 - bis 1928 - arbeitete er an der Zeitschrift "Biełaruskaja vioska" (Belarussisches Dorf). 1923 trat er der Schriftstellervereinigung "Maładniak" (Junge Generation) und 1926 "Uzvyšša" (Höhe) bei. Er debütierte als Autor im Jahre 1923 mit einer Erzählung "Na hranicy" (An der Grenze), weitere Geschichten, Skizzen und Artikel folgten und bald erschienen die ersten Sammlungen wie "Srebra žyćcia" (Silber des Lebens, 1925), "Apaviadańni" (Erzählungen, 1925), "Pa darozie" (Auf dem Weg, 1926), "Pačućci" (Gefühle, 1926) und "Chvoi havorać" (Die Kiefern sprechen, 1926).

Ab 1928 verschrieb er sich ganz der literarischen Arbeit. Es erschienen weitere Bände mit Erzählungen wie "Vieraśniovyja nočy" (Septembernächte, 1929), "Nianaviść" (Haß, 1930) sowie seine Romane "Siastra" (Schwester, 1927/28), "Ziamla" (Land, 1928), "Baćkaŭščyna" (Heimat, 1931) und "Treciaje pakaleńnie" (Dritte Generation, 1935). Er schrieb auch einige Schauspiele. Čorny ist ein Meister des monumentalen epischen Genres, einer der Begründer des sozial-psychologischen Romans. Er ist ein feiner Kenner des Nationalcharakters seines Volkes. In naturalistischer Weise schildert er in seinen Werken die Not des Bauernvolkes, deren Ursache er vorwiegend in der Unvollkommenheit der menschlichen Natur, in Grausamkeit, Selbstsucht, Brutalität und vor allem Habgier sieht. Durch Ausnutzung der Traditionen der Weltliteratur - ohne Verlust der nationalen Eigenart - bereicherte er die belarussische Prosa um eine wichtige neue Dimension und beeinflußte ihre weitere Entwicklung ganz maßgeblich. @

Duboŭka Ŭładzimir (Дубоўка Ўладзімір), geb. 1900 in Aharodniki bei Pastavy, NO von Wilna, gest. 1976. Er stammte aus einer Bauernfamilie.

1918 beendete er das Lehrerseminar von Nova-Vilejka und wirkte 1918-1920 als Lehrer. 1920/21 diente er in der Roten Armee und war anschließend Schulinspektor, Sekretär der belarussischen Vertretung in Moskau, von 1924-1927 Lektor an der Moskauer Kommunistischen Universität für die Völker des Westens und wirkte dann bis 1930 als Redakteur des belarussischen Textes des sowjetischen Gesetzbuches.

Als Dichter debütierte er 1921, noch als er in der Armee diente, und gab dann verschiedene Gedichtsammlungen heraus wie: "Stroma" (Die Steilstelle, 1923), "Tryścio" (Schilf, 1925), "Credo" (1926), "Nala" (1927) und Poeme wie "Tam, dzie kiparysy" (Dort, wo die Zypressen stehen, 1925).

Ursprünglich Mitglied der literarischen Vereinigung "Maładniak" (Junge Generation) ging er später zur eher avantgardistischen "Uzvyšša" (Höhe) über, zu deren führenden Vertretern er gehörte. 1930 wurde er verbannt und konnte erst 1958 zurückkehren; er ließ sich in Moskau nieder, wo er noch die Gedichtsammlung "Paleskaja rapsodyja" (Polessische Rhapsodie, 1962) herausgab. In der Dichtung Duboŭkas vereinigen sich folkloristische Motive, gesellschaftliche Problematik, literarische Polemik und Bilder aus dem täglichen Leben zu einem harmonischen Ganzen. @

Pušča Jazep (Пушча Язэп; richtig: Płaščynski Iosif), geb. 1902 in Karališčavičy im Bezirk Miensk, gest. 1964. Er entstammte einer Bauernfamilie.

Nach Beendigung der Miensker Realschule im Jahre 1920 wirkte er zuerst als Volksschullehrer in seinem Geburtsort und nach Absolvierung eines Kurses über Belarussenkunde 1922 als Instruktor an verschiedenen Einrichtungen der Volksbildung. 1926/27 studierte er an der Belarussischen Universität in Miensk, dann ging er nach Leningrad und schloß seine Studien dort 1929 ab. Bis 1930 arbeitete er dann am Staatlichen Belarussischen Verlagshaus. 1930 wurde er verhaftet und verbannt; er konnte erst 1958 in die Heimat zurückkehren.

Sein literarisches Debüt fand 1922 statt. Seine Gedichte veröffentlichte er in Sammlungen wie "Ranica rykaje" (Der Morgen brüllt, 1925), "Vita" (1926), "Dni viasny" (Tage des Frühlings, 1927), "Pieśni na ruinach" (Lieder auf Ruinen, 1929). Nach seiner Rückkehr aus der Verbannung gab er noch "Vieršy i paemy" (Gedichte und Poeme, 1960) und "Pačatak lehiendy" (Der Anfang der Legende, 1963) heraus.

Er war einer der führenden Dichter der Vereinigung "Uzvyšša" (Höhe). Seine Gedichte sind nicht so technisch raffiniert wie z.B. diejenigen Duboŭkas, dafür aber spontaner; sie drücken eine romantische Einstellung zu Belarus und ihrer Kultur aus. @

Arsieńnieva Natalla (Арсеньнева Натальля), geb. 1903 in Baku. Ihr Vater war Beamter.

Arsieńnieva verbrachte ihre Kindheit in Wilna, wo sie auch ihre Ausbildung begann. Während des Ersten Weltkriegs wurde die Familie nach Innerrußland evakuiert und kehrte erst 1920 wieder nach Wilna zurück. Dort fing Natalla nach Absolvierung des belarussischen Gymnasiums 1921 an der Universität zu studieren an, brach jedoch ihr Studium bald ab, da sie den Offizier Francišak Kušal heiratete, dem sie 1922 nach Westpolen folgte. Von dieser Zeit an bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs konnte sie ihre Heimat nur noch während der Sommerferien besuchen. Im Herbst 1939, als ihr Mann als polnischer Offizier in russische Gefangenschaft geraten war, ging Arsieńnieva mit ihren beiden Söhnen nach Sowjet-Belarus, konnte jedoch nur kurz dort bleiben, denn im Frühjahr 1940 wurde sie verhaftet und nach Kasachstan deportiert, wo sie auf einer Kollektivfarm arbeitete. Im Frühjahr 1941 wurden sie und ihr Mann auf Intervention belarussischer Schriftsteller freigelassen und ließen sich in Wilna nieder. Im Herbst 1941, nach dem deutschen Einmarsch, übersiedelte die Familie nach Miensk und blieb bis 1944 dort, um mit dem Herannahen der Sowjets nach Westen zu flüchten. Nach einigen Jahren in einem DP-Camp in Deutschland wanderte die Dichterin 1950 in die USA aus, wo sie noch heute lebt. Ihre erste Gedichtsammlung "Pad sinim niebam" (Unter einem blauen Himmel) erschien 1927. In ihren Vorkriegsgedichten herrschte Naturlyrik vor, später stand das schwere Schicksal ihres Volkes verbunden mit Heimweh im Vordergrund. Während des Krieges übersetzte sie viel, besonders Opern-Librettos, schrieb aber auch eigene Werke für die Bühne, eine Tätigkeit, die sie nach dem Krieg fortsetzte. 1979 erschien in New York-Toronto ein Querschnitt ihres dichterischen Schaffens von 1920-1970 unter dem Titel "Miž bierahami" (Zwischen den Ufern). @

Broŭka Piatruś (Броўка Пятрусь), geb. 1905 im Dorf Puciłkavičy im Gebiet von Ušačy, S von Połacak, gest. 1980. Er entstammte einer Bauernfamilie.

Nach Beendigung der vierklassigen Volksschule begann er mit dreizehn Jahren zu arbeiten. Durch seine Tätigkeit als Schreiber bei Militärbehörden gewann er Anschluß an fortschrittliche Kreise und betätigte sich seit 1924 intensiv beim Komsomol. 1927/28 war er verantwortlicher Sekretär der Zeitung "Čyrvonaja Połaččyna" (Das rote Polozker-Gebiet). 1931 beendete er die literatur- und sprachwissenschaftliche Fakultät der Belarussischen Universität in Miensk, 1940 wurde er dann Chefredakteur von "Połymia" (Flamme). Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zur Armee und diente bei verschiedenen Frontzeitungen. Von 1945-1948 war er wieder Chefredakteur von "Połymia". 1948 wurde er zum Vorstandsdirektor des Belarussischen Schriftstellerverbandes gewählt und übte diese Funktion bis 1967 aus. Ab 1967 war er Chefredakteur der Belarussischen Sowjet-Enzyklopädie, die von 1969-1976 in dreizehn Bänden herauskam. Seit 1953 war Broŭka korrespondierendes Mitglied der Belarussischen Akademie der Wissenschaften. Vom Jahre 1930 an gab er zahlreiche Lyrikbände und auch Prosawerke heraus, die ihm hohe Ehren einbrachten. Broŭka, der es immer verstand, sich den politischen Gegebenheiten anzupassen, schrieb nicht viel von bleibendem Wert. In der Darstellung der belarussischen Natur und in seiner schlichten, ans Volkslied erinnernden Liebeslyrik gelangte er jedoch zu künstlerisch überzeugender Poesie, frei von Rhetorik und Schematismus. @

Krušyna Ryhor (Крушына Рыгор; richtig: Kazak Ryhor), geb. 1907 im Gebiet von Słucak, gest. 1979.

Er debütierte mit Gedichten und Geschichten im Jahre 1927. Im selben Jahr schloß er sich der Schriftstellervereinigung "Maładniak" (Junge Generation) an, deren Mitglied er bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1932 blieb. Anschließend gehörte er dem Belarussischen Schriftstellerverband an. Seine Werke, in erster Linie lyrische Gedichte, wurden in Zeitungen und Zeitschriften wie "Čyrvonaja źmiena" (Roter Nachwuchs), "Savieckaja Biełaruś" (Sowjet-Belarus), "Biełaruskaja vioska" (Das belarussische Dorf), "Roskvit" (Blüte) und "Połymia" (Flamme) gedruckt. In den späten dreißiger Jahren hatte er große Schwierigkeiten: Ein bereits zum Druck vorbereiteter Lyrikband durfte nicht erscheinen. Krušyna beschäftigte sich damals hauptsächlich mit literarischen Übersetzungen.

Im Jahre 1944 verließ er Belarus; zuerst lebte er in Deutschland und dann in den USA. In der Emigration gab er noch sieben Bändchen mit lyrischen Gedichten heraus. @

Hienijuš Łarysa (Геніюш Ларыса; geb. Mikłaševič), geb. 1910 auf dem Gut Žłobaŭcy bei Vaŭkavysk, O von Biełastok.

Die Mittelschule absolvierte sie am polnischen Gymnasium von Vaŭkavysk. Später heiratete sie den in der Tschechoslowakei ausgebildeten belarussischen Arzt Ivan Hienijuš aus Zelva, W von Słonim, dem sie - da er in seiner damaligen polnischen Heimat keine Anstellung finden konnte - 1938 nach Prag folgte. Dort kam 1942 ihre erste Gedichtsammlung mit dem Titel "Ad rodnych niŭ" (Von heimischen Fluren) heraus. 1948 wurde sie zusammen mit ihrer Familie in der tschechischen Hauptstadt verhaftet und wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen nach Sibirien verbannt. Seit 1956 lebt sie wieder in Zelva, wo ihr Mann Arzt am Rayonskrankenhaus ist. 1967 erschien in Miensk - unter der Redaktion von Uładzimir Karatkievič - eine repräsentative Auswahl aus ihrem dichterischen Schaffen mit dem Titel "Nievadam ź Niomana" (Mit dem Netz aus dem Nioman).

Die Dichterin versteht es, die intimen Gefühle der Menschen tief und wahrhaft widerzugeben. Dort, wo sie von Liebe, Freude, Hoffnung oder Sehnsucht spricht, finden sich echte Perlen der Poesie. @

Tank Maksim (Танк Максім; richtig: Skurko Jaŭhien), geb. 1912 in Pilkaŭščyna bei Miadziel am Narač-See. Sein Vater war Bauer.

Nach dem Abschluß der polnischen Volksschule besuchte Tank das belarussische Gymnasium in Radaškovičy und anschließend russische und belarussische Gymnasien in Wilna. 1927 trat er dem Komsomol bei. 1933 wurde er wegen seiner kommunistischen Aktivitäten zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, doch setzte das Berufungsgericht die Strafe auf zwei Jahre mit Bewährung herab. 1934 wieder auf freiem Fuß, widmete er sich legaler und illegaler kommunistischer Publizistik. Seit dem Anschluß von West-Belarus an die Sowjetunion 1939 ist er bei verschiedenen Zeitschriften als Literatur-Redakteur tätig gewesen, von 1948-1966 war er Chefredakteur der Literaturzeitschrift "Połymia" (Flamme). Seit 1966 übt er leitende Funktionen beim Belarussischen Schriftstellerverband aus, ist Abgeordneter zum Obersten Sowjet, Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei der Belarus, Mitglied der Belarussischen Akademie der Wissenschaften usw.

Noch unter polnischer Herrschaft gab er die Gedichtsammlungen "Na etapach" (In Etappen, 1936), "Žuravinavy cviet" (Die Moosbeerblüte, 1937) und "Pad mačtaj" (Unter dem Mast, 1938) sowie die Poeme "Narač" (1937) und "Kastuś Kalinoŭski" (1938) heraus. Im Krieg schrieb er ein Partisanenpoem "Januk Sialiba" (1943) und gab nach dem Krieg fast jedes Jahr einen neuen Gedichtband heraus, darunter auch einige für Kinder.

Viele Reisen durch die ganze Welt erweiterten seinen Horizont beträchtlich. 1970 veröffentlichte er ein Tagebuch "Listki kalendara" (Kalenderblätter), das die Zeit bis zur Eingliederung von West-Belarus in die Sowjetunion behandelt. Tank gehört zweifellos zu den bedeutendsten belarussischen Lyrikern. Idealismus, Gefühlstiefe, Bildhaftigkeit der Sprache und Musikalität des Verses sind Wesensmerkmale seiner Lyrik. @

Pančanka Pimien (Панчанка Пімен), geb. 1917 in Tallin.

Aus Tallin, wohin seine Eltern - arme belarussische Bauern - des Verdienstes wegen gegangen waren, kehrte die Familie 1920 nach Belarus zurück. 1934 schloß Pančanka einen pädagogischen Lehrgang in Babrujsk ab und wirkte dann fünf Jahre lang als Lehrer im Gebiet von Mahileŭ. 1939 zur Roten Armee eingezogen, kämpfte er im Krieg an mehreren Fronten, eine Zeitlang war er den sowjetischen Einheiten im Iran als Journalist zugeteilt. Seit 1946 ist er Mitarbeiter und Redakteur belarussischer Zeitschriften, von 1966-1971 übte er die Funktion des Sekretärs im Belarussischen Schriftstellerverband aus.

Er debütierte 1934 mit Gedichten und gab anschließend eine ganze Reihe von Sammlungen heraus wie "Upeŭnienaść" (Zuversicht, 1938), "Vieraśniovyja ściahi" (Septemberfahnen, 1940), "Haračyja viatry" (Heiße Winde, 1947), "Šyroki śviet" (Die weite Welt, 1955), "Pry śviatle małanak" (Beim Licht der Blitze, 1966) u.a. Seine Werke sind der Revolution, dem Vaterländischen Krieg 1941-1945, der heimatlichen Natur, der Arbeit und der Liebe gewidmet. Ohne großes Pathos, lyrisch im Ton, wirken sie spontan und überzeugend. @

Bryl Janka (Брыль Янка), geb. 1917 in Odessa. Sein Vater war Eisenbahner.

Im Jahre 1922 übersiedelte die Familie nach West-Belarus, das damals zu Polen gehörte. Janka beendete 1931 die sieben-klassige Volksschule und arbeitete dann in der Landwirtschaft. 1939 wurde er zum polnischen Militär eingezogen und geriet bei Gdynia in deutsche Kriegsgefangenschaft, aus der er im Herbst 1941 floh. Es gelang ihm, sich in seine Heimat durchzuschlagen, wo er sich den Partisanen anschloß. Nach dem Krieg ließ er sich in Miensk nieder und arbeitete in den Redaktionen verschiedener Zeitschriften; von 1966-1971 war er Vorstandssekretär des Belarussischen Schriftstellerverbandes. Er begann 1937 zu schreiben, aber erst 1946 erschien sein erster Prosasammeiband "Apaviadańni" (Erzählungen); es folgten zahlreiche weitere Bände mit Erzählungen, Skizzen und Satiren. 1964 kam sein autobiographischer Roman "Ptuški i hniozdy" (Vögel und Nester) heraus, der ihn weit über die Grenzen der Sowjetunion bekannt machte. Er ist auch ein Meister kleiner Prosa-Miniaturen, die sich durch psychologisches Einfühlungsvermögen und einen hohen lyrischen Stimmungsgehalt auszeichnen. Er gilt als einer der profiliertesten belarussischen Prosaschriftsteller. @

Mielež Ivan (Мележ Іван), geb. 1921 in Hlinišča im Bezirk Chojniki, SW von Homiel, gest. 1976. Er entstammte einer Bauernfamilie.

Mielež beendete 1938 die Mittelschule und nahm 1939 ein Studium am Moskauer Institut für Geschichte, Philosophie und Literatur auf. 1940 zur Roten Armee eingezogen, kämpfte er vom ersten Tag des Großen Vaterländischen Kriegs an verschiedenen Fronten. Nach einer Verwundung wurde er 1942 demobilisiert und lebte einige Zeit in Buguruslan im Bezirk Orenburg; anschließend studierte er an der Belarussischen Staatsuniversität weiter, die damals in der Nähe von Moskau evakuiert war. Er absolvierte sie 1945, schon in Miensk. Danach wurde er Dozent für belarussische Literatur an der Miensker Universität und Mitarbeiter der Zeitschrift "Połymia" (Flamme). Ab 1966 war er Sekretär und von 1970-1976 stellvertretender Vorsitzender der Belarussischen Schriftstellerverbandes.

Er debütierte 1939 mit Gedichten, schrieb aber nach dem Krieg nur noch Prosa. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Erzählungen und Theaterstücke, sein Hauptwerk - und gleichzeitig ein Höhepunkt belarussischer Prosa - ist aber ein Romanzyklus über das Leben des belarussischen Landvolkes in den ersten Jahren der Sowjetmacht, dargestellt am Schicksal eines Dorfes im Palesse-Gebiet, von dem zwei Bände "Ludzi na bałocie" (Menschen im Sumpf, 1961) und "Podych navalnicy" (Gewitterstimmung, 1966) erschienen sind. @

Bykaŭ Vasil (Быкаў Васіль), geb. 1924 in Byčki bei Ušačy, S von Połacak. Er entstammt einer Bauernfamilie.

Zuerst studierte er Skulptur an der Viciebsker Kunstschule und beendete dann die Mittelschule in Kublicy. Während des ganzen Zweiten Weltkriegs war er Soldat; als Artillerieoffizier kämpfte er an der ukrainischen Front, nahm an der Befreiung Rumäniens, Bulgariens, Jugoslawiens und Ungarns teil und befand sich bei Kriegsende in Österreich. Nach seiner Demobilisierung 1947 arbeitete er zwei Jahre lang bei einer Zeitung in Horadnia dann diente er von 1949 bis 1955 wieder bei der Armee, diesmal im Fernen Osten. Nach seiner Rückkehr in die Heimat widmete er sich - wieder in Horadnia - journalistischer und schriftstellerischer Tätigkeit. Seit 1978 lebt er in Miensk. Die bitteren Erlebnisse des Krieges bestimmen sein gesamtes Schaffen. Es geht ihm dabei um echte Dramatik, um eine glaubwürdige Darstellung des Krieges und vor allem um eine allseitige Betrachtung menschlicher Verhaltensweisen unter extremen Belastungen.

Er schrieb Erzählungen, vor allem aber Romane wie "Treciaja rakieta" (Die dritte Rakete, 1962), "Alpijskaja balada" (Alpenballade, 1964), "Miortvym nie balić" (Die Toten fühlen keinen Schmerz, 1965), "Sotnikaŭ" (1970) und andere. @

Karatkievič Uładzimir (Караткевіч Уладзімір), geb. 1930 in Vorša, S von Viciebsk. Sein Vater war Beamter.

Während des Krieges war die Familie im Gebiet von Perm evakuiert und kehrte erst 1944 in die Heimat zurück. Karatkievič erhielt eine Mittelschulausbildung und studierte dann 1949-1954 Philologie an der Kiewer Universität, arbeitete anschließend bis 1958 als Lehrer in der Ukraine und in seinem Geburtsort Vorša. 1958-1962 besuchte er Literatur- und Drehbuchkurse in Moskau. Seit 1962 lebt er in Miensk.

Seine ersten Gedichte erschienen 1955. 1961 veröffentlichte er seinen ersten Prosaband "Błakit i zołata dnia" (Das Blau und Gold des Tages) mit Erzählungen und Novellen. Es folgten Romane und weitere Bände mit Erzählungen. Außerdem schrieb er Bühnenstücke und Filmdrehbücher.

In seiner Dichtung herrschen historische und balladesk-romantische Themen vor. Die historische Thematik, romantisierend und abenteuerbetont, überwiegt auch in seiner Prosa. @

Barski Aleś (Барскі Алесь; richtig: Barščeŭski Alaksandar), geb. 1930 im Dorf Bandary, Wojewodschaft Biełastok, Polen. Barski beendete 1947 die Volksschule, besuchte dann in Lublin einen Vorbereitungskurs für die Universität und studierte anschließend russische Philologie in Łódź; seine Studien schloß er 1955 ab. 1966 habilitierte er sich und arbeitet derzeit am Institut für belarussische Sprache der Universität Warschau. 1962 kam in Polen sein erster Gedichtband "Biełavieskija matyvy" (Biełaviežer Motive) und 1967 der zweite "Žnivień słoŭ" (Ernte der Worte) heraus, 1975 folgte ein weiterer Band "Moj bierah" (Mein Ufer) in Miensk.

Das Urwaldgebiet von Biełavieža mit seinen hochaufragenden Bäumen, geheimnisvollen Quellen und taufrischen Wiesen ist der Ausgangspunkt, von dem aus er die Weiten des Lebens zu erfassen sucht. @

Viarcinski Anatol (Вярцінскі Анатоль), geb. 1931 im Dorf Dziamieškava im Gebiet von Lepiel, SW von Viciebsk. Er entstammt einer Bauernfamilie.

1956 schloß er die Abteilung Zeitungswissenschaften an der Belarussischen Staatsuniversität in Miensk ab und arbeitete anschließend bei einer Reihe von Provinzzeitungen. 1962 übersiedelte er nach Miensk und wurde Mitarbeiter der Zeitschrift "Litaratura i mastactva" (Literatur und Kunst) und Redakteur für schöne Literatur beim Verlag "Belarus". 1967 wurde er Literaturkonsulent beim Belarussischen Schriftstellerverband. Es folgte 1975 die Ernennung zum verantwortlichen Sekretär und 1976 die Wahl zum Vorstandssekretär dieser Organisation. Seine ersten Gedichte erschienen 1954, seit 1962 kommen seine Gedichtbändchen heraus. Außerdem ist er der Verfasser von zwei Bühnenstücken für Kinder.

Ein wichtiges - aber keineswegs das einzige - Thema seiner Poesie ist der letzte Krieg, ein Motiv, das er mit Zartgefühl und Verständnis für fremdes Leid abhandelt. @

Baradulin Ryhor (Барадулін Рыгор), geb. 1935 in Haradok im Bezirk Ušačy, S von Połacak. Er entstammte einer Arbeiterfamilie.

Im Jahre 1959 beendete er die Philologische Fakultät der Belarussischen Staatsuniversität in Miensk und arbeitete anschließend bei verschiedenen Zeitschriften. 1969 wurde er Redakteur beim Verlag "Belarus" und ist seit 1972 Redakteur im Verlag "Mastackaja Litaratura" (Kunstliteratur). Er debütierte mit Gedichten 1954 und gibt seit 1959 seine Sammlungen heraus wie "Maładzik nad stepam" (Neumond über der Steppe, 1959), "Nieruš" (Neuland, 1966), "Adam i Jeva" (1968), "Rum" (Stelle im Fluß, wo das Holz gesammelt und zu Flößen verbunden wird, 1974) u.a.

Baradulin ist einer der originellsten und experimentierfreudigsten Dichter der Nachkriegsgeneration. @

Sipakoŭ Janka (Сіпакоў Янка), geb. 1936 im Dorf Zubrevičy im Gebiet von Vorša, S von Viciebsk. Er entstammt einer Bauernfamilie.

Seine Eltern kamen während des Zweiten Weltkriegs im Partisanenkampf um; Sipakoŭ wuchs bei einer Tante auf. Neben dem Besuch der Mittelschule arbeitete er auch als Briefträger. Nachdem er die Schule beendet hatte, war er 1954/55 bei einer lokalen Zeitung tätig. 1960 schloß er die Abteilung Zeitungswissenschaft an der Belarussischen Staatsuniversität in Miensk ab und arbeitete 1960-1973 bei der Zeitschrift "Vožyk" (Der Igel). Derzeit ist er bei "Maładość" (Jugend) tätig, wo er Leiter der Abteilung für Kunst, Kritik und Bibliographie ist.

Seine ersten Gedichte erschienen 1953, sein erster Gedichtband 1960.

Zum Unterschied von den meisten zeitgenössischen belarussischen Dichtern, die von der Form her eher konservativ sind, geht Sipakoŭ bei seinen Neuerungen manchmal sogar zu weit, obwohl man nicht den Eindruck hat, daß er schockieren will, sondern nur den besten Ausdruck für ein bestimmtes Anliegen sucht. @

Sačanka Barys (Сачанка Барыс), geb. 1936 im Dorf Vialiki Bor im Gebiet von Chojniki, SW von Homiel. Sein Vater war Arbeiter.

Von 1943-1945 lebte er in Deutschland, wohin seine Familie verschleppt wurde. Die Mittelschule beendete er 1955 und absolvierte 1960 die philologische Fakultät der Belarussischen Staatsuniversität in Miensk. Von 1960-1976 arbeitete er in der Prosaabteilung der Zeitschrift "Połymia" (Flamme) und ist seit 1976 Vorstandssekretär im Belarussischen Schriftstellerverband.

Seine ersten Erzählungen erschienen 1956; 1960 kam sein erster Sammelband "Daroha išła praź les" (Der Weg ging durch den Wald) heraus, dem zahlreiche weitere folgten. 1979 veröffentlichte er in "Połymia" das erste Buch seines Romans "Vialiki Les" (Das Dorf V.L.).

Sačanka wurde mit Bunin verglichen und in der Tat haben sie das Gefühl für Poesie und Drama alltäglicher Begebenheiten, meisterhafte Beherrschung der Sprache, genaue Detailschilderung und die Fähigkeit, eine lyrische Atmosphäre zu schaffen, gemeinsam. @

Janovič Sakrat (Яновіч Сакрат), geb. 1936 in Krynki, Wojewodschaft Biełastok, Polen. Sein Vater war Schuster.

Das Elektrotechnikum von Biełastok beendete er 1955 und bekam eine Stelle im dortigen Baumwollkombinat "Fasty". 1956 begann er bei der in Biełastok erscheinenden belarussischen Wochenzeitung "Niva" zuerst als Übersetzer und Korrektor, dann ab 1957 als Journalist zu arbeiten.

Wegen zu energischen Eintretens für die belarussische Sache wurde er 1970 aus der Partei ausgeschlossen und verlor seinen Posten. Er mußte sich als Elektromonteur, Magazinarbeiter und Arbeitsinspektor durchbringen. Derzeit ist er freier Schriftsteller.

Im Wege des Fernstudiums schloß er 1962 die Abteilung für belarussische Philologie an der Biełastoker Lehrerbildungsanstalt und 1973 das Studium der Polonistik in Warschau ab. Er debütierte 1962 mit lyrischen Prosa-Miniaturen. In belarussischer Sprache erschienen von ihm eine längere Erzählung "Siarebrany jazdok" (Der silberne Reiter, 1978), einige Bühnenstücke sowie zahlreiche Skizzen, Humoresken und Prosa-Miniaturen.

Einige dieser lyrischen Gedichte in Prosa zu philosophischen Themen, andere als Ausdruck seiner Liebe zur Muttersprache, seinem Geburtsort und den alten dörflichen Sitten und Gebräuchen stellen Höhepunkte seines Schaffens dar.

Die meisten seiner Arbeiten - sowohl längere als auch kürzere Prosa - kamen bisher nur in polnischer Übersetzung heraus. @

Bičel-Zahnietava Danuta (Бічэль-Загнетава Данута), geb. 1938 im Dorf Biskupcy im Bezirk Lida.

Sie beendete 1957 die Lehrerbildungsanstalt von Navahradak und 1962 die Abteilung für belarussische Sprache und Literatur des Pädagogischen Instituts von Horadnia. Seit 1962 ist sie Lehrerin in Horadnia.

Ihre Gedichte erscheinen seit 1958, die erste Sammlung "Dziavočaje serca" (Mädchenherz) kam 1961 heraus.

Ihre Themen sind Heimat, Natur, das Schicksal des belarussischen Volkes, aber auch philosophisch-moralische Probleme der heutigen Zeit, die Gefühls- und Gedankenwelt der Frau, die Beschäftigung mit dem eigenen Innenleben. Die Dichtung Danuta Bičel-Zahnietavas ist tief in der Volkstradition verwurzelt, wächst aber durch eine der Gegenwart adäquate, neue Poetik über diese hinaus. @

Siemaškievič Ryhor (Семашкевіч Рыгор), geb. 1945 im Dorf Damašy im Bezirk Maładečna. Er entstammt einer Bauernfamilie.

Siemaškievič absolvierte 1966 die philologische Fakultät der Belarussischen Staatsuniversität in Miensk und arbeitete dann ein Jahr lang als Schuldirektor. 1967-1969 war er wissenschaftlicher Aspirant am Lehrstuhl für belarussische Literatur der Staatsuniversität und trägt dort seit 1970 belarussische Literatur vor.

Seine literarische Karriere begann er 1961. Seit 1968 gibt er eigene Bücher heraus, von denen bisher zwei Gedichtsammlungen und ein Band mit Erzählungen erschienen sind. Das Schreiben über seine Heimat Belarus ist für ihn ein Mittel, seine Gefühle, seine Überzeugungen und Anschauungen über die menschliche Natur auszudrücken. Er ist der Meinung, daß der Schriftsteller ein Denker und kein Fotoapparat sein sollte, daß mehr von ihm erwartet wird als die bloße Reproduktion seiner Umwelt. Sein Sinn für Humor verhindert, daß er pathetisch wird. @

Janiščyc Jaŭhienija (Янішчыц Яўгенія), geb. 1948 im Dorf Rudka im Gebiet von Pinsk. Sie entstammt einer Bauernfamilie.

1966 nahm sie ein Philologie-Studium an der Belarussischen Staatlichen Universität in Miensk auf, das sie 1971 beendete. Anschließend arbeitete sie als Bibliothekarin und ist seit 1976 Literaturkonsulent der Zeitschrift "Sielskaja gazeta" (Dorfzeitung).

Sie begann 1964, ihre Gedichte zu veröffentlichen und gab bisher drei Sammlungen heraus.

Ihre Lyrik ist zart und feinfühlig, sie ist dem reichen Schatz des belarussischen Volkslieds verpflichtet.