Ciotka (Цётка; richtig: Paškievič Ałaiza), geb. 1876 in Pieščyn im Bezirk Lida, gest. 1916. Sie entstammte einer wohlhabenden Bauernfamilie. 1902 beendete sie ein Privatgymnasium in Wilna, besuchte dann 1902-1904 weiterbildende Kurse in Petersburg und arbeitete als Lehrerin. Nach dem Erwerb eines Abschlußdiploms kehrte sie 1904 nach Wilna zurück und stürzte sich gleich voll ins politische Leben: 1904/05 organisierte sie Arbeiter- und Frauenzirkel und trat bei öffentlichen Versammlungen als Rednerin auf. In der zweiten Hälfte des Jahres 1905 arbeitete sie am psychiatrischen Krankenhaus von Nova-Vilejka, wo sie im Zentrum der Arbeiterorganisation stand. Als 1906 die belarussische Zeitschrift "Naša dola" (Unser Schicksal) erschien, wurde sie gleich deren Mitarbeiterin. Wegen ihrer revolutionären Tätigkeit verfolgt, emigrierte sie noch im selben Jahr nach Galizien und wurde Hörerin an der philosophischen Fakultät der Universität Lemberg. Sie lebte dann bis 1909 in Zakopane und Krakau. Nach ihrer Heirat mit dem Ingenieur Kejrys, einem Litauer, kehrte sie 1911 unter ihrem neuen Namen in die Heimat zurück und wohnte teils in Miensk, wo sie 1914 eine Zeitschrift für die Jugend "Łučynka" (Kienspänchen) herausgab, und teils in Wilna. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs arbeitete sie als Krankenschwester in einem Frontlazarett. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Wilna 1915 widmete sich Ciotka intensiv der Einrichtung belarussischer Schulen, ohne aber auf ihre Tätigkeit unter der Wilnaer Arbeiterschaft zu vergessen. Im Januar 1916 wurde sie wegen einer Erkrankung ihres Vaters nach Hause geholt; nachdem sie ihn begraben hatte, erkrankte sie selbst an Typhus und starb Anfang Februar.

Ciotka schrieb Gedichte und Kurzgeschichten. Sie gab 1906 zwei Gedichtsammlungen "Chrest na svabodu" (Die Freiheitstaufe) und "Skrypka biełaruskaja" (Die belarussische Geige) sowie zwei belarussische Lesebücher für Kinder heraus.

Sie war die Sängerin der Revolution von 1905. In ihrer politischen Lyrik kämpfte sie für soziale Gerechtigkeit und stärkeres Nationalbewußtsein ihres Volkes. Von Bahuševič beeinflußt schilderte sie in ihren Werken aber auch die ärmliche, eintönige Landschaft, die Schönheit des belarussischen Mädchens, das Heimweh usw. Выбраныя творы Цёткі на Беларускай Палічцы

Паведаміць пра недакладнасьць